"Anders Fühlen" von Benno Gammerl: Schwules und lesbisches Leben in der Bundesrepublik - Eine Emotions-geschichte

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Er ist Historiker und hat eine Wahnsinns-Liste an Literatur verarbeitet, aber leider auf eher historischem Niveau: Viele eingehende Interviews, die jeweilige Biografien anschaulich machen, und meist in den Kategorien Lesbisch oder Schwul.

Auch, wenn die Personen durchaus bisexuelle Erfahrungen hatten, gerät die Schublade mit Sicherheit zur geschlossenen Kategorie? 

Die lesbische und schwule Geschichte an Hand von Biografien zu erzählen, hat hohe Qualität, die Einschränkung, dass nur nun eher offen Lebende zu Interviews bereit sind.

Die Erzählungen der Nachkriegszeit, oder noch konkreter gesagt des Postfaschismus,

Eine historische Darstellung

Vielleicht sollte ja auch die Geschichte der Bisexualität von Anderen geschrieben werden, auch wenn sie schon mal bei Brühwarm, (das queere Auftreten von Ton-Steine-Scherben mit Gästen, denn nur Rio war leise schwul ... aber das wussten damals nur Insider) auf der "entartet"-Platte, auch als CD, schon deutlich begonnen war: Auch Lassie ist bi!

Als wir 1986 im Waldschlösschen bei Göttingen nach einer Anzeige im Rosa Flieder (und vielleicht in Publik Forum?) zum Austausch in der Gruppe "Schwule Väter" starteten, hatte nur einer aus Bremen das Wort von der Bisexualität benutzt, die meisten waren eher von Hetero-Beziehungen mit Kindern zu ihren schwulen Seiten gekommen, und schon der erste Abend mit einer ausführlichen Vorstellungsrunde der 17 Männer ergab ein spannendes Kaleidoskop der Beziehungen und Biografien: 

Vom Zahnarzt aus Frankfurt, der in der Praxis seine "Überstunden" machte, bis seine Frau drauf kam, bis zum Professor, der mit der Pensionierung seine Familie verließ und mit seinem Freund zusammen zog ...

... über alternativ oder christlich orientierte, in Wohngemeinschaften lebende und in Trennung begriffene ... und als ich vor ein paar Jahren wieder im Waldschlösschen war, erzählte mir Wolfgang, dass sich die Gruppe nach 30 Jahren immer noch zwei mal im Jahr trifft, ein stabiles Seminarformat geworden war. (Kontext)

Ich war nach der Trennung von meiner Tochter irgendwann weg geblieben, als die Kommunikation nicht mehr möglich war, als unverheirateter Vater hatte ich ja damals keinerlei Rechte, nur Pflichten.

1991 oder 1992 hatte sich dann die Münchner Bi-Bewegung begründet, ich arbeitet damals länger in Potsdam und hab den Anfang nicht mitbekommen: Eine bunte Runde, die sich in kleinen Interessens-Gruppen von Lyrik bis Selbsterfahrung, von Tantra bis Musik an einem Montag im Monat zum gemeinsamen Stammtisch traf, den es bis heute gibt.

Seit Jahren an jedem 3. Dienstag im Monat ab 19.30 im Cafe Glück, mehr dazu auf http://bi.eineweltnetz.org 

Es folgt noch mehr:

... DDR zum Beispiel ... 

https://queer-kunst.blogspot.com/2021/04/erinnern-in-auschwitz-auch-sexuelle.html

Etliche sehr gute und interessante Rezensionen:  

https://www.perlentaucher.de/buch/benno-gammerl/anders-fuehlen.html

Im Groben redet Prof. Benno Gammerl darüber auch in dem Interview zu seinem neuen Buch „Anders Fühlen“ (Als Referent fürs Forum gewinnen???). Hier 10 Minuten zum Nachhören: https://www.deutschlandfunkkultur.de/audio-archiv.517.de.html?drau%5Bsubmit%5D=1&drau%5Bsearchterm%5D=benno+gammerl&drau%5Bfrom%5D=&drau%5Bto%5D=&drau%5Bbroadcast_id%5D=

 

Das zufällige Hören des Interviews heute Morgen, hat mir geholfen die Unterschiede in der schwulen und lesbischen Sichtweise besser  zu verstehen. - schrieb Elke dazu.

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