VSG-Erinnerungen: Feste, Theaterbühne, Kellerjournal, Beratungsgruppe Rat & Tat, Infostände,
und du stehst in einem riesengroßen hell erleuchteten Keller-Lagerraum voller alter edler Leder-Couch-Garnituren und Tischchen, seitlich links eine Bar, Mitte rechts eine Wand, die nach vorne rechts eine Bühne verbarg, nach hinten rechts eine Bibliothek, ein Büro für das Zeitungs-Layout und das Beratungs-Telefon.
Montag und Freitag ab 19h war bis etwa 22h geöffnet und Beratung, danach zogen manche in ie Haidhauser Kneipen, manche in "die SUB" die Subkultur oder Szene, wie die Bars, Discos und Lederlokale zusammengefasst benannt wurden, die im Glockenbachviertel vertreut lagen.
Das Bild oben entstand an einem Mittwoch: Während der Flughafenwiderstand im Erdinger Moos, mit der "Franzheimer Schule" 1978 mit einem Sommercamp nicht nur das Moos und die Brachvögel, sondern auch die Anwohner, Bürgerrechte und das recht auf ehrliche Justiz verteidigten, trafen sich hier auch die Vögel der der verschiedensten Wohngemeinschaften zur Zusammenarbeit, denn dafür waren unsere Wohnungen zu klein, die Nebenzimmer der Gaststätten zu selten geworden.
Als Musik zu den Festen gab es Pogo in Togo, und ähnliche deutsche Welle, was nicht allen Altersschichten gefiel, aber den Jungen, die über die Ankündigungen im Blatt davon wussten:
United Balls - Pogo in Togo 1980: Chaos in Laos, Drums in the Slums. No Copango in Kongo, but Pogo in Togo! Samba in Uganda, hey hey Samba in Uganda, hey pogo Pogo in Togo, hey hey hey Pogo in Togo, Coca Cola in Angola, Coca Cola in Angola.
Die Gruppe Rat & Tat
im Verein für sexuelle Gleichberechtigung VSG eV München (mit mir ab 1977 bis Herbst 1981 oder 1983) hatte 14tägige Arbeitstreffen zum Austausch der etwa 12 Mitarbeitenden, gelegentlich (vierteljährlich?) Supervisions-Wochenenden mit dem dem Kunsttherapeuten und Kunstmaler Prof. Dr. Peter Schauwecker
Guido, Uwe, Michael, Rainer, Alfi, A … mit allen Hintergrund-Informationen von Beratung, Berufs- und Familienleben, Fetisch, Internationales, Kneipen, psychologischen Sonderheiten wie Selbst-Ablehnung, (Selbstmord) Presse, Saunen, Szenen wie Theater, Oper, Musik, sexuelle Orientierungen, Travestie und Trans, später 1978 / 1980 umbenannt in
Rosa Telefon
Die Süddeutsche Zeitung weigerte sich, unsere Anzeige mit Telefon-Nummer abzudrucken …
- Anzeigen im Blatt, Stadtzeitung für München,
- Kellerjournal, die selbst gemachte Mitglieder-Zeitung des VSG
- Aufkleber in silber / pink
Material im http://arbeiterarchiv.de Regal Soziale Bewegungen
für http://forummuenchen.org aufbereiten
Erinnerungen und Geschichten mit Fotos für lgbti.geschichte(at)muenchen.de
Aus dem Waisenhaus
Ich nenn ihn jetzt Joachim. Er war im katholischen Waisenhaus in Haidhausen herangewachsen, hatte geheiratet und einen nun 11jährigen Sohn, der ihn jetzt täglich an seine eigene, inzwischen verdrängte Kindheit erinnerte … von prügelnden Schwestern erzählten auch andere „Waisenknaben“ wie später Theo.
Das heimliche Leben damals mit den anderen Jungs, das natürlich auch im Beicht-Gewissen streng verboten war, kam mit den Erinnerungen wieder, fing an, ihn zu irritieren: Da war mehr, da war auch Liebe.
Zu seiner Beziehung zu seiner Frau kam nur wenig, aber die Lust auf den Sex mit Jungs damals und mit Männern heute konnte er nun schwer einordnen, es war ja in den 1980er Jahren noch selten ausgesprochen.
Eine seiner Ängste: Dass sein Sohn auch so werden könnte, wie er damals war … und irgendwie noch ist?
Das Gespräch fand ein paar Fortsetzungen, aber keinen Abschluß: Mir war
es ein wichtiger Einstieg in die Geschichte der Verdrängung, die sehr
viele von uns durch den §175 und die Kirchenmoral notwendig fanden.
In wenigen Buchläden
gab es 1976 ein paar einzelne Bände, die das Thema berührten, wenn man davon wusste, welche Autoren oder Schlüsselworte für ein Thema standen, dann SODOM, Buddy und Peitschen-Paula, später Max & Milian,
und doch gab es immer Impulse:
- Gerichtsverfahren um Mephisto von Klaus Mann, Verbot des Buches in der BRD
- Bücher von Jean Genet, Inszenierung in den Kammerspielen: „Der Balkon“, und „die Zofen“
- James Baldwin: Giovannis Zimmer
- Kinofilme „Nicht die Homosexuellen …“ von Praunheim, „Die Konsequenz“ und „Pourquois pas“ (Warum nicht?) über eine Dreier-Beziehung
- Gerede über Faßbinder, bis dann sein Film Querelle zum heimlichen Video-Verkaufsschlager wurde
- Peter Schult mit Artikeln im Blatt, Besuche in Sackgassen, Gerichtsverfahren und bundesweite Kampagne
- Gustl Angstmann in der VHS, Bücher Novizen, …
- Liedermacher wie van Veen, Robert Long,
- Erste Infostände in der Fußgängerzone als Büchertische
und natürlich Zeitschriften, wenn Mann davon wusste und sie zu kaufen wagte: Don, Du & ich, und früher, aus der Schweiz, der Kreis„, dann aus den USA Hippie-Szene-Zeitschriften und dann juristische …
„bei Cosy“ die erste queere Disco unter dem Theater der Jugend am Elisabethplatz bis Anfang 1980er?
dann mehr Aufbruch:
- Gruppe Homosexuelle und Kirche HuK auf Katholiken- und Kirchentagen „von unten“ Berlin 1981 und München 1984, regelmäßige Nachmittagscafes im Gemeindezentrum Ismaning
- Inszenierung in der Nacht der Solidarität in der Olympiahalle mit 10.000 Teilnehmenden
- Erste CSD in München, Nürnberg, Augsburg? als Rosa Frosch
- Gründung sub, Raumsuche mit dem Kommunalreferat http://suboline.org
- Treffen Münchner Schwulengruppen TMS (rosa freizeit, HALT, VSG, …)
- erster offen schwuler Stadtrat Gerd Wolter in der ersten Fraktion der Grünen in München
- VIOROSA erstes öffentliches Les-(bi)-schwules Projekt im Schwabingerbräu
- Aids-Nachrichten aus den USA, Gruppen und Projekte,
- Gründung Aidshilfe München aus MLC, HuK, VSG …
- Schwuler Rosenmontagsball im Oberanger
- Studie Dr. Jäger im Schwabinger Krankenhaus zum Gesundheitsverhalten Schwuler Männer
- Gruppe „Wehrt euch!“ gegen Ordnungspolitik,
- Gruppe “Act up„ gegen Diskriminierung in Kliniken und Krankenhäusern, Medizin
- Streit im Landtag zur Gemeinnützigkeit des Nürnberger Zentrum
- Bisexueller Stammtisch koordiniert eine Reihe von Gruppen httP://bimuc.wordpress.com
- Freizeit-, Sport- und Wandergruppen und GayGames, Chöre
- queere medien, Rosa Seiten und http://queerelations.de
- Forum Homosexualität und Geschichte, http://forummuenchen.org
... und die Etablierung
- Städtische Förderung der Beratungsstellen und das Forum,
- Koordinierungsstelle und Regenbogenstiftung
- Aidshilfe mit vielen thematischen Gruppen und Stellen, Cafe
- mehr Stadträt*innen in immer mehr Parteien
- CSD und Hans-Sachs-Straßenfest wie auch das Angertor-Straßenfest
- Städtische Räume für Diversity, sub und letra
- internationales Queere-Chöre-Treffen,
https://queer-kunst.blogspot.com/2020/10/queere-geschichte.html
https://lustpaedagogik.blogspot.com/2021/01/darkroom-fur-munchen-beginn-einer.html
die Uferlos-Sendung vom letzten Donnerstag 14.4.21 zum Nachhören
https://drive.google.com/file/d/1_XPupfLyLGBRFNm4h9Tofdsy9czWugSM/view?usp=sharing
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