queere Geschichte
Die schwule Verfolgungsgeschichte als Kraft der Organisation
Artikel-Entwurf
für die Zeitschrift des Forum Community Organizing (siehe Links)
Und
wenn ein Mann einen Mann liebt ...
kann er zuerst in sehr
persönliche Krisen geraten,
in ein sehr tiefes Loch seines
Selbstbewusstseins fallen,
und wenn er Glück hat, wacht
er auf einer bunten Blumenwiese einer
geheimnisvollen
internationalen Selbstorganisation wieder auf.
Wer nicht mit
der Thematik zu tun hat, wird sie nicht sehen.
Oft wissen Frauen
besser darüber Bescheid, weil sie als Vertraute
eingeweiht
werden:
Schwule finden sich an bestimmten Orten in
der ganzen Welt, und immer ist
dies der weitere Zugang zu einer
oft sehr gut organisierten "Szene", wie
dies meist von
den Insidern genannt wird.
In Situationen der Verfolgung waren
die Signale dezenter,
aber immer gab es Ansatzpunkte im gesamten
Gastgewerbe, beim Friseur
oder im Badehaus, bei Theatern und in
der Oper,
notfalls die kleinstädtische Bahnhofstoilette.
Die
Szenen bestanden im Hintergrund aber auch aus Buchhandlungen,
Verlagen,
Literaten-Kreisen, Tanzgruppen, Seilschaften in
Mode-Firmen und
Künstler-Gruppen, heute bis zu Berufsgruppen
von Anwälten, Lehrern bis
Therapeuten.
Der "Spartacus"
ist der internationale Führer durch die schwule Welt, zu
deren
Zielen uns immer mehr spezifische Reisebüros bringen wollen: In
allen
Ländern, in denen nicht maximaler Verfolgungsdruck
herrscht, finden sich
Schwule, auch wenn die Verhalten und
Orientierungen in den Kulturen
verschieden sind: Machismo-oder
Islam-geprägt sehen die aktiv-passiv-
Bewertungen in den
Beziehungen sehr verschieden zu unseren nordisch
geprägten
Selbst-Bildern aus.
Besonders klandestin mussten die Gruppen
in Militär, Polizei und Kirchen,
aber auch im Management
bleiben, der Völklinger Kreis ist immer noch eine
geheime
Loge dieser besonderen Art. Andere Gruppen haben es leichter,
viele
haben Vereine gegründet und mit der Zeit sogar
Gemeinnützigkeit
erreicht.
In den meisten
Schwulen-Zentren gibt es Beratung zum Coming out, in Krisen
und
für alle Lebenslagen, Gruppen für thematische Schwerpunkte
wie "schwule
Väter", nationale /internationale
Herkunft, zu Alkoholproblemen und
speziellen
Interessen.
Cafe-Gruppen und Mitarbeiter-Treffen,
Arbeitsgruppen zu Festen und vor allem
zur Gestaltung des
öffentlichen CSD: Christopher-Street-Day. Das war
ein
Start-Signal der emanzipatorischen Bewegungen im Stonewall Inn
des Sommer
1969 in New York City.
Der Kampf um schwule
Rechte wurde öffentlich und offensiv, nachdem
Polizei-
Übergriffe das Leben der Schwulen und Transvestiten
in den Bars tyrannisert
hatten. Die Bewegung breitete sich durch
Resisende und Zeitschriften
weltweit aus und hat in den meisten
Ländern zu Befreiungsbewegungen geführt,
gegen §
175 hierzulande 1969 erstmals erfolgreich, in Österreich immer
noch
in Arbeit ...
... wie in manchen Ländern, in
denen inzwischen auch amnesty international
mit einer Fachgruppe
die politische Verfolgung von Aktivisten anprangert:
China,
Rumänien und Ägypten; im Sudan, Iran und Afghanistan
kann
gleichgeschlechtlicher Sex die Todesstrafe nach sich ziehen.
(siehe Links)
In vielen Ländern ist
das Thema einfach tabu, und das ist auch meist der
Umgang auf dem
Lande hierzulande: Totschweigen, oder leise ausgrenzen, wenn
der
Einzelne es nicht schafft, offensiv auf seine Umgebung zuzugehen,
was
immer noch keinen richtigen Begriff in unserer Sprache hat:
Das Coming out
das in die Gemeinschaft führt.
Durch
die Liberalisierung in den Grossstadtgesellschaften findet
seit
einigen Jahren dort ein Umbruch statt: Die offenen
Treffpunkte haben eine
stärkere Fluktuation und geringere
Bindungskraft, die Konsum-Schiene hat
sich sehr
ausgeweitet:
Mehrere Verlage konkurrieren in München mit
schwul-lesbischen Programm-und
Lifestyle-Zeitungen, finanziert
einzig durch Anzeigen einer breit
gefächerten
Anbieter-Gesellschaft aus Kneipen, Hotels, Mode- und
Fetisch-Läden,
nun auch Ärzten, Apotheken und Rechtanwälten und
der
(Aids-)Pharmazie.
Aids hatte die Community, die dieses
wie so viele Trends aus den USA
importiert hatte, einerseits in
Schrecken versetzt und viele Aktive zu Tode
getroffen, aber auch
die Organisationskräfte konzentriert: In München
entstand
die Aidshilfe aus vier Schwulen-Gruppen und ist inzwischen
ein
hochprofessionell, aber mit vielen Ehrenamtlichen arbeitender
Betrieb, der
ein Regenbogen-Cafe, vielseitige Beratung und eine
Pflegestationen betreibt,
in Sterbebegleitung ausbildet und die
Betroffenengruppen organisiert.
Noch eine Tatsache trübt
das lockere Leben der gay family, die allmählich
in ihrem
Bewusstsein mehr queer sein sollte:
Bisher wurde manchmal aus der
amerikanischen Szene das political correct
LGBT für Lesbian,
Gay, Bisexual and Transsexual übernommen, aber das
wirkliche
Denken der breiteren sexuellen Identitäten geht immer noch
im
meist nur dual interpretierten "schwul oder hetero?"
unter:
Dass der Mensch bisexuell angelegt ist, wusste schon
Sigmund Freud, aber
ausgerechnet die Psychoanalytische
Gesellschaft hielt bis vor wenigen Jahren
an ihrem
Nicht-Zulassungs-Kodex fest, obwohl nun schon seit vielen Jahren
die
Homosexualität aus dem Krankheits-Index der
Weltgesundheitsorganisation
gestrichen ist.
Die bisexuelle
Organisation ist in den englisch-sprachigen Ländern schon
weit
besser entwickelt, wird aber (ohne den Verfolgungsdruck) nie
so
ausgeprägt sein wie die Schwule Gemeinde, aber das ist ein
nächstes Kapitel.
Interview-Fragen
zum Communiy-Organizing:
1. Community Organizing heißt
ein Netzwerk von Menschen aufbauen, Probleme
definieren,
Forderungen entwickeln und gegenüber etablierten
Interessen
durchsetzen – ein Thema für Münchens
Schwule?
Heimlich schon vor hundert Jahren, im Wissenschaftlich-Humanitären Comitee,
dann in den 50er Jahren wieder im
Untergrund,
weil die Verfolgung des 3. Reiches in der
Adenauerzeit weiterging,
Ende 60er entstanden erste Lokale und
Anfang der 70er gab es studentische Impulse.
2.
Gibt es bereits eine Infrastruktur und Organisation – wie und
wodurch
entstanden (Aids-Abwehr)?
Öffentlich definierte Vereine
entstanden in den 60ern,
der Verein für sexuelle
Gleichberechtigung in einem Schuh-Lager-Keller,
dann viele
Abspaltungen / Spezialisierungen, auch in kirchlichen Räumen.
(ev.)
Ende 80er
entstand dann die Beratungsstelle im Sub und es gibt städtische
Zuschüsse,
(die die CSU immer noch sparen will), inzwischen
ein breites Spektrum
bis hin zum Forum Homosexualität und
Geschichte, das ein Archiv aufbaut.
In
München
entstand die Aidshilfe aus vier Schwulen-Gruppen und
ist inzwischen ein
hochprofessionell, aber mit vielen
Ehrenamtlichen arbeitender Betrieb, der
ein Regenbogen-Cafe,
vielseitige Beratung und eine Pflegestationen betreibt,
in
Sterbebegleitung ausbildet und die Betroffenengruppen
organisiert.
3. Was sind die größten
Probleme/Diskriminierungen der Schwulen – wie könnte
man
dagegen vorgehen?
(Gefürchtete)
Diskriminierung am Arbeitsplatz
Auch gegen Gewalt gibt es ein
Projekt, in der Beratungsstelle angesiedelt,
Angriffe durch
(inzwischen oft) ausländische Jugendliche
Morde durch (meist
nicht-schwule) Stricher
4. Gibt es aus
der Geschichte Vorbilder -- oder aktuell aus anderen Ländern?
Siehe oben: Stonewall Inn
5. Warum ist die
Suizidrate so hoch?
Die
Selbst-Akzeptanz hängt sehr oft am Blick des Vaters,
der in
vielen Fällen entweder nicht angesprochen wird,
oder falsch
und abwertend reagiert.
Mütter haben heute selbst meist viel
weniger Probleme damit,
ausser dem Leiden an fehlenden
Enkelkindern ...
6. Was lässt sich gegen
die „Angst vor der Angst“ machen?
Beispiele der befreiten Lebensweise
in unkomplizierter Art erleben,
auch ausserhalb der CSD-Festtage,
die nun sogar im Fernsehen leben,
und mehr Informationen über
nicht im Klischee lebende Menschen.
7. Gegen
welche Institutionen müsste man vorgehen (Kirche, Medizin,
CSU,
Schulen, ...)?
Die Rosa Liste hat in der Stadt
München ein Diskriminierungsverbot durchgesetzt,
zur Zeit
wird geprüft, ob dadurch die Zuschüsse an Einrichtungen der
katholischen
Kirche gestrichen werden können, die in
Partnerschaft lebende Mitarbeiter entlässt.
Es gibt einen langen Kampf mit dem
Kultusministerium um
Aufklärungsunterricht durch schwule
Jugendgruppen.
8. Aus welchen Gruppen
setzt sich die Nicht-Hetero-Szene zusammen, wieviele
gibt es etwa
in München, Deutschland?
Schwulengruppen aller Art,
Fetisch-Gruppen, Beratungsstellen, Berufsgruppen
Lesbengruppen
sind in der Regel anders organisiert: An Frauenbewegten
Einrichtungen
Bisexuelle Gruppen und Stammtische, Parties,
Transsexuelle Beratungs- und Freizeitgruppen
Gemischte Gruppen im
Sado-Masochistischen Bereich
9. Was wären
natürliche Verbündete?
Alle mit
offenerem Blick zur bisexuellen Möglichkeit, alle Verwandten,
die mit Gender-Thematiken befassten
10.
Massenmobilisierung, Demos -- oder andere Taktiken & Strategien?
Der CSD ist in seiner Menge in der kommerziellen Sackgasse gelandet,
die sehr stark durch die eindimensionale Schwulen-Fraktion dirigiert wird.
Eher Seminare für Identität, Männer, Gefühl ...
und
Öffentlichkeitsarbeit für die vielen bereits arbeitenden
Gruppen.
11. In München gibt es ja
bereits die Rosa Liste, was durchgesetzt, wo
Grenzen – was lässt
sich nur außerhalb der Parteien durchsetzen wie etwa
durch
Community Organizing??
Zwischen den Parteien geschieht derzeit einiges in der Wählerorientierung,
das Bewusstsein der "Menge" zieht allmählich bei denkenden Politikern.
Lesben, Schwule und Bisexuelle sind wohl überdurchschnittlich bürgerschaftlich
aktiv, vor allem, wenn sie den Mut in die Öffentlichkeit /Selbstverständlichkeit
geschafft
haben
12. Was ist bisher konkret gelaufen, was
könnte künftig laufen (einfach mal
drauflos
spinnen)??
Den
selbstverständlichen Alltag organisieren und offen darüber
sprechen,
breitere Zusammenarbeit über die Grenzen wie z.B. im Selbsthilfebereich anregen.
Geheime Gesellschaften: Queer Communities lebten im Untergrund
Stichwortsammlung zur Münchner Geschichte:
Die schwule Verfolgungsgeschichte
als Kraft der Organisation
Von den privaten und heimlichen
Treffpunkten bis
zur internationalen Organisation der
Gay-Liberation
Stonewall brachte das Fass zum
Überlaufen,
Tunten und Transvestiten schlagen
zurück
Öffentliche Diskriminierung und Urteile der
Kirchen
Medizin und Psychologie als ver-urteilende
Instanzen
Bilder:
Das Wissenschaftlich-Humanitäre
Comitee München
Karl-Heinrich Ulrichs und der Bereich des
Rechts
Magnus Hirschfeld und die medizinische Aufklärung
Der
unglückliche König und das katholische Gewissen
Bayrische
Lebensarten / Stadt-Land-Unterschiede
Von ersten Infoständen
bis zum Stadt-getragenen CSD
Kneipen- und Saunen-Kulturen der
Verschwiegenheit
Der VSG München trifft sich im Keller des
Tretter-Schuhlagers
Gräfinnen und Baronessen: Das heimliche
Leben formiert sich
Tanzen verboten: Halboffene Zugänge und
interne Schutzregeln
Der § 175: Geschichte und Auswirkungen
auf die Szenen
Die Verfolgung im Dritten Reich: Der rosa
Winkel
Die Adenauer-Zeit macht weiter: Keine Entschädigung
Ängste
der Männerbünde und Kommissar Bienlein
Der Weg in die
Öffentlichkeit: Persönliche Ermutigungen
aktuelle
Veranstaltungsreihen in München im forum homosexualität und
geschichte
Stichworte zur Entwicklung der Queer Community München
Queer: der offenere Begriff
Schwul als Kampfbegriff
der Emanzipation
gesellschaftliche Fehlverständnisse
durch einseitige Aufklärung
die Breite und Varianz der
Homo- und Bi-Identitäten darstellen
Queer Community: eine offene Definition
Gay Comm. als vertraute
Szene des Zusammenlebens und des Konsum
die neuen
Möglichkeiten politischer Mitwirkung verbreitern
die
offenen Ränder bewusst halten: Queer-Identitäten entwickeln
Community Organizing: Wenn wir in dieser Stadt mehr wollen ...
Unsere
Organisationsmodelle von unten: bisher, derzeit und zukünftig
Motivation zur Mitarbeit durch Orientierung und
Fortbildungen
wertschätzende Zusammenarbeit unter
Tunten? (belebende Einwände)
Start-Möglichkeiten aus unseren Situationen
Zukunftswerkstätten
für Gruppierungen und Bündnisse
gemeinsame
Fortbildungen und Organisationsentwicklung
politische
Konzeptions- und Strategiewerkstätten, Legislatives Theater
das offene Konzept weiterentwickeln
wir setzen erste Impulse
und regen neue Ideen an
Protokolle und Berichte verbreitern
die Basis der Mitarbeitenden
Die Wirkung beginnt und
intensiviert sich: positive Streitkulturen?
beteiligte Partner-Gruppen
alle bestehenden und
evtl. neue Interessensverbände
Verknüpfungen mit
allen Bereichen: Pädagogik, Politik, Jugendarbeit ...
Ausstrahlung in Verwaltung und Öffentlichkeit, andere
Szenen ...
fortbild.net
ist ein offener
zusammenschluss von kollegen in der seminararbeit personaler
entwicklung,
1999 als arbeitsgruppe im sub gegründet.
neben
gemeinsamer entwicklung neuer projekte möchten wir die bisherige
arbeit der einzelnen zusammenführen,
um ein qualitatives und
rundes angebot zur entwicklung von queer-identitäten in münchen
vorstellen zu können.
an diesem projekt arbeiten derzeit vor allem
<>Florian
Fell, Dipl.-Sozialpäd.
(FH), Jurist/Erstes Staatsexamen,
Lehrbeauftragter an der FH
München, FB 11, Sozialwesen
Fritz
Letsch, Theaterpädagoge,
Forum-Theater, Visions-Theater, Gestalt-Theater,
Legislatives
Theater, Zukunftswerkstätten, Moderation, Gruppenarbeit
Entwurf für eine Zukunftswerkstatt "Queer Community"
Die Vorgeschichte: Ein Vorschlag
Die Situation der lesbischen und schwulen Einrichtungen könnte nach den politischen Entwicklungsmöglichkeiten unter Einbeziehung der bisexuellen und transsexuellen Wahrnehmungen zu einer stadtpolitischen Gemeinschaft entwickelt werden, deren Beitrag ernst genommen und von allen Beteiligten gewürdigt wird.
Zukunftswerkstatt
ist eine Methodenreihe, in der durch Gliederung in die drei Phasen Analyse (Kritik), Utopie (Phantasie) und Strategie (Verwirklichung) mit ganzheitlichen Methoden eine (Klein-) Gruppenatmosphäre entwickelt wird, die einerseits dialektisch das Hin und Her von Diskussionen zu Schwerpunkten verdichtet, andererseits in der Strategiephase die Entschiedenheit zum Handeln herausfordert.
Open Space ist die alternative Möglichkeit, bei der Teilnahme von vielen Interessierten deren einzelne Themen in einem Arbeitstag ins Gespräch zu bringen und die Ergebnisse gemeinsam zu veröffentlichen.
Für die vorbesprochene Ausgangssituation würde ich als Zeitrahmen vorschlagen:
Freitag abend trifft
sich eine offene Kerngruppe und bereitet den Verlauf der
Kleingruppen-Arbeit vor, steigt bereits in die Analyse ein und
erstellt ein ergänzbares Raster an Themen, Problematiken und
Arbeitsfeldern.
Samstag morgen beginnt die offene
Werkstattphase mit Ergänzungen, Vertiefung und Wertungen der
Analyse. An deren Ende finden sich feste Gruppen zur "positiven
Wende".
Samstag mittag steigen die Gruppen in eine
möglicherweise mehrschichtige Utopiephase ein: Träume und
Ideen sollen in Bildern und Skizzen festgehalten und am Ende gewertet
werden.
Samstag nachmittag fragen die Gruppen nach den
vorhandenen Ressourcen, Plänen und ent-wickeln ihre Schritte in
die Nähe ihrer Utopie. Strategien und Zusammenarbeiten werden
entworfen.
Sonntag morgen trifft sich die nun vielleicht
erweiterte Kerngruppe und wertet die Arbeiten der Kleingruppen aus:
In einer Schreibwerkstatt entstehen Protokolle und
Zeitschriftenberichte.
Arbeitsbedingungen
Angenehme Räume, die einen ganzen Tag zu geniessen sind, Getränke, mittags ein Imbiss, Papier und Stifte, Moderationskarten, Nadeln, Kleber, Scheren, Plakate und Wachskreiden, Foto, Einladung und Honorar, auch für eine Kollegin.
Schritte:
Ausgearbeiteter Entwurf einer Einladung, Erstellung eines Textes für Themen und die Ziele nach Stichworten, auch für Zeitschriften, Einbeziehung von Fachleuten des Community-Organizing und Entwicklung einer weiterführenden Stategie für die Auftraggebenden.
kurzer Bericht von den 2 Tagen im Februar:
Unter dem Titel "was wir könnten, wenn wir wollten"
fand am 4. und 5. Februar 2000 im Haus der Jugendarbeit in München eine Zukunftswerkstatt für junge Schwule und Lesben statt. Die 24 TeilnehmerInnen waren vor allem über die Jugendgruppen im Sub, sowie durch direkte und öffentliche Einladungen vom Jugendverband Gleich & Gleich sowie dem Referenten-Arbeitskreis fortbild.net angesprochen worden.
Ziel war es, die
les-bi-schwule Jugendarbeit in München weiterzuentwickeln, da
Umfragen im Vorfeld Informations-, Vernetzungs- und
Handlungsbedarf aufgezeigt haben. "Wir befanden uns bei Gleich &
Gleich in einem Motivations- und
Kommunikationsvakuum, was sich
durch die Zukunftswerkstatt stark verändert hat," meinte
Ingo Heinzel vom Vorstand.
Positive Auswirkung hatte die Moderation durch einen Profi von fortbild.net. Fritz Letsch hatte zwar alle Hände voll zu tun, da seine Kollegin wegen Krankheit ausgefallen war, aber das Mischungsverhältnis der TeilnehmerInnen, sowie die Bereitschaft, sich konstruktiv mit bestehenden Konflikten auseinander zu setzen, machten die Arbeit leichter.
Am Freitag um 20 Uhr wurden
deshalb alle Unzufriedenheiten auf Zettel geschrieben und ins Plenum
"eingeworfen".
Kritik galt dabei der Oberflächlichkeit
der Szenen, die nur wenig Engagement für Jugendliche vor dem
Coming out und Leute auf dem Land bereit hält.
"Für die Aufklärungsarbeit in Schulen und anderen Jugend-Einrichtungen gibt es bislang nur wenig engagierte und fachlich qualifizierte MitarbeiterInnen, geschweige denn Mittel und forcierte Angebote," berichtet Wolfgang Fänderl von fortbild.net.
"Dabei müsste es alarmieren, wenn eine Berliner Senatsstudie feststellt, dass die Selbstmordrate bei jungen Lesben und Schwulen vier- bis sechsfach über dem Durchschnitt liegt."
Kritisch beäugt wurde
auch die starke Kommerzialisierung der Szene, das geschönte bzw.
klischeehafte Bild des "Schwulseins", das durch die
Medien gezeichnet wird, schnell in Schubladen zuordnet und kaum Platz
für weitere
Spielarten des Lebens lässt.
"Eine
Queer Community soll uns deshalb auch aus der
schwarz-weiß-Kategorisierung in 'schwul' und 'lesbisch'
heraushelfen, damit wir, als Menschen mit einer offeneren Vorstellung
von Identität, andere (auch bi- und transsexuelle
Identitäten
etc.) besser wahrnehmen und für sie mitdenken können. Wir
könnten als Queer-DenkerInnen mehr Verantwortung für die
Gesellschaft übernehmen." (Fritz Letsch)
Am Samstag ging es dann ums
Träumen und Phantasieren, wie die Zukunft jenseits der
'Heteronorm' wohl aussehen mag. Das gemeinsam zusammengetragene
Frühstücksbuffet signalisierte bereits, dass uns nicht nur
Luftschlösser erwarteten,
sondern auch PraktikerInnen am
Werk waren.
"Landliebe" war Thema der Arbeitsgruppe mit Leuten aus dem Umland Münchens, wie z.B. Freising. "Warum sollen wir denn in die Stadt ziehen, wenn doch auch das Landleben seine schönen Seiten haben könnte?"
Die Gestaltung eines schwul-lesbischen Baggersees oder eines Tagungshauses standen am Anfang des Utopie-Prozesses, bis dann die konkrete Aufklärungsarbeit in Kontakt mit Jugendeinrichtungen, Schulen und Schülerzeitungen auf dem Land, bzw. anerkannten Jugendmagazinen angedacht wurde.
"Wir könnten ja einen neuen Kurzfilm zum Thema 'Landliebe' produzieren, der dann in Veranstaltungen gezeigt werden könnte."
Öffentlichkeitsarbeit und die steigende Attraktivität des Ehrenamts wurde in Arbeitsgruppe 2 besprochen. Mike brachte es auf den Punkt:
"Es ist ein Teufelskreis: Du willst Dich engagieren, bist aber nur einer von wenigen, powerst Dich aus und bist manchmal richtig frustriert." Das Verhältnis von Arbeit und Spaß, von Eigeninteresse und Unterstützung anderer muss einfach stimmen, damit es bei den Aktiven nicht zur Abkapselung und dem berühmten "Burn-out-Syndrom" führt.
Fortbildung der Ehrenamtlichen und attraktive Happenings (z.B. Theateraktion auf der Straße) könnten dazu beitragen.
In Gruppe drei gaben sich dann
einige der bisherigen Aktiven von Gleich & Gleich und der jungen
Gruppen im Sub ein Stell-Dich-ein. "Der Informationsfluss
und die Vernetzung muss besser werden, die Arbeit besser
aufgeteilt und der Verband und
seine Aufgaben besser vermittelt
werden."
Meinte Christoph, der demnächst im Vorstand kandidieren und neue Mitglieder in seiner Jugendgruppe gewinnen möchte. Auf einem Plakat entstand die Utopie eines eigenen Jugendzentrums, mit Café, Wohn-, Freizeit- und Projektgruppen bis hin zum Beratungstelefon für Jugendliche von Jugendlichen.
Christina meinte u.a. dass es eine Gruppe wie die J.U.N.G.S. auch für junge Lesben bräuchte, was sich evtl. in Kooperation mit anderen Einrichtungen (z.B. Letra, Ragazza) entwickeln könnte.
Eine Arbeitsgruppe von Pädagogen griff die Idee von "Queer House" auf und erweiterte die Bereiche um organisatorische und generationenübergreifende Elemente.
"Die Ressourcen einer vernetzten 'Wissensfabrik', die beim Anträge schreiben sowie bei der Beratung von Eltern und LehrerInnen bis hin zu anderen Beratungsstellen helfen könnte, wäre auch für Jugendliche von Nutzen."
Florian ist Sozialpädagoge, der die Brücke zwischen den verschiedenen Identitäts- und Altersgruppen ausbauen möchte und dafür nach weiteren KooperationspartnerInnen sucht.
Die meisten dieser
Arbeitsgruppen haben bereits ihre Folgetreffen abgehalten und weitere
Schritte auf dem Weg zur Realisierung besprochen. Daniel, einer
der Mitorganisatoren von Gleich & Gleich, meinte zum Resümee: "Es
sind viele
Energien freigeworden, viel Frust ist weggenommen, und
es wird sicher etwas Ähnliches wieder veranstaltet werden."
So kann man den alten und neuen Aktiven nur wünschen, daß sie nun auch das tun können, was sie inzwischen wollen!
Kontakt und Informationen über fortbild.net, bzw. gleichgleich@gmx.de.
weitere
Links
Der
Bund Lesbischer
und Schwuler JournalistInnen (BLSJ) e.V
die les-bi-schwule Solidaritäts-Gruppe bei amnesty: http://www.amnesty.de/de/2918/
Das
diversity
Jugendcafe
entstand aus der obigen Zukunftswerkstatt-Gruppe
Sonntag
nachmittag in der Glockenbach-Werkstatt Blumenstrasse / Ecke
Corneliusstrasse 12.00 Uhr bis 19.00 Uhr
näheres und
mailingliste für junge Leute: http://www.diversity-cafe.de
bi.htm wird demnächst überarbeitet, besser jetzt http://www.bi-muc.de
bisexuelle Mailinggruppe München auf http://de.groups.yahoo.com/group/bi-muc zu besuchen
Bine, die Startseite des deutschen bisexuellen Netzwerks biNe e.V. http://www.bine-web.de
International:
http://www.bi.org
(das
englische Netzwerk)
http://www.bisexual.org
(für
die amerikanischen und internationalen Verbindungen)
Zur
Schwul-lesbischen Geschichte in München:
das forum
homosexualität und geschichte: http://www.forum-muenchen.de
zum
Community-Organizing: www.forum-community-organizing.de
oder
http://www.fo-co.info/
und
für München http://www.casa-luz.de/co
ein
ausführliches coming-out Tagebuch gibts nun leider nicht mehr ...
coming out mit 30 http://www.co30.de
FRITZ LETSCH
…denn
sie wissen nicht, was Liebe ist…, Ketzerbrevier eines
Altöttinger Ministranten,
kartoniert, 99 S., 13.- €,
erschienen als AG SPAK-Buch.
im Klappentext:
„Wenn
ein Altöttinger Ministrant in die Pubertät kommt, sind die
Irritationen schon enorm, wenn er aber 50 wird und erlebt, dass der
Apparat der Kirche hinter die früher wichtigen Befreiungen
zurückfällt, kann er zornig werden.“
Inhaltsverzeichnis,
Einzelne Kapitel und Diskussion zum Ketzerbrevier auf
den Seiten des www.forum-muenchen.de
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