Dr. Heinz-Jürgen Voß: "Bereinigt" - Zur Beseitigung schwuler und queerer Sexkultur Video eines Vortrages in Mainz


Dr. Heinz-Jürgen Voß: „Bereinigt“ - Zur Beseitigung schwuler und queerer Sexkultur https://youtu.be/KRnXY1h9jPE?t=123

Ein Vortrag und etliche Anmerkungen dazu unten, es folgt eine Radiosendung auf Queeruferlos, einer der queeren Sendungen auf Radio LORA München 92,4 jeden Donnerstag 21h, auch weltweit im Internet zu hören www.lora924.de


"Bereinigt" - 

Zur Beseitigung schwuler und queerer Sexkultur... 

durch Respektabilisierung, Gentrifizierung und politische Eingriffe im Zusammenhang mit Corona. 

Ein Vortrag von Prof. Dr. Heinz-Jürgen Voß der HS Merseburg.

Staatliche Restriktionen richten sich historisch insbesondere gegen eine sexpositive schwule (und queere) Sexualkultur. Sie fällt den aktuellen Entwicklungen der Respektabilisierung "der Schwulen" und der Domestizierung schwulen Lebens zum Opfer. 

Mittlerweile unter dem "grün verträglichem" Vorzeichen des Umweltschutzes und des Bauordnungsrechts finden Razzien gegen sexpositive Läden statt - und wird nach und nach sexpositives schwules Leben abgewickelt. 

Die mit der Gentrifizierung verbundenen steigenden Mieten tun ein übriges; von den lesbischen Läden bestehen jetzt schon kaum noch welche. Hinzu kommen die Auswirkungen von Corona. 

Der Sexualwissenschaftler Prof. Dr. Heinz-Jürgen Voß erläutert die Entwicklungen und stellt zur Diskussion, wie wir ein solidarisches Miteinander erreichen – inklusive eines sexpositiven Umgangs? Schnitt by Germann Lysak

Dass Klappe politisch ist 

Nicht der Homosexuelle ist pervers ...

pervers bedeutet abweichend, wird aber oft noch als abartig interpretiert, wie es die Nazis nutzten: Abwertend, wie auch immer noch die katholische Kirche, "nicht der Natur entsprechend". https://www.youtube.com/watch?v=bT23flamSUA (schlimmster Teil?)

... sondern die Situation, in der er lebt (Rosa von Praunheim 1971)

Im "Schrank", im "Closet", im Versteck zu leben, brachte den Begriff "Come Out" und "Coming out" als Prozess, weil die amerikanischen Medien und Sexualforscher in den 1960er Jahren fortschrittlicher waren: Bis heute sind in den englisch-sprachigen Ländern die Bisexualitäten und das Bewusstsein zur biografisch veränderlichen sexuellen Orientierung weiter verbreitet.

GIGI: Schwule, Spanner, Sexverbrecher

während min 16: Zur Aktualisierung dazu Friedrich Merz: Setzt Schwule und Pädophile gleich:

Eine neue reaktionäre Linie der Abtreibungs-Gegner*innen und neuen Sexual-Ordner*innen, die auch glauben, Prostitution bestrafen und verbieten zu können, bezeichnet Jugendliche bis 18 Jahren (nach geltendem Jugendschutz) als Kinder ...

Ängste und ihre Berechtigung

Vor 150 Jahren hat uns König Ludwig II. mit dem Verkauf Bayerns an das neue Kaiserreich gegen eine Menge Geld aus Bismarcks „Reptilienfonds“ für den Bau seiner Schlösser, die nach seinem Tode in die Luft gesprengt werden sollten, das preußische Kaisertum und sein Strafrecht mit den §§175 eingebrockt.  

Nach der Revolution 1918, zu deren Zeit schon etliche von Bisexualität und Freier Liebe schrieben und sprachen, wie Sigmund Freud und sein Schüler Otto Gross am Monte Verità und in Schwabing und Berlin, ging es in München erst mal rückwärts in die bürgerliche Reaktion und in alte Weltbilder der Kirchen, die auch im Faschismus herrschten, 1936 wurden die Ausführungen verschärft, schon der Verdacht reichte zum Konzentrationslager, im Postfaschismus der 1950er und 1960er Jahre wurde der §175 in der verschärften Form der Nazis von den Gerichten weiterhin exekutiert:

Polizeispitzel und Gefängnis, keine Entschädigung für KZ-Aufenthalt und ermordete Angehörige, regelmäßig zerstörte Berufswege und Existenzen, Erpresser und Selbstmorde führten die Alpträume der Nazi-Politik weiter, und die traurigen Ergebnisse der Mutterorden-Politik, von der zuerst noch schwul geleiteten SA bis in Lagerbordelle brachte keine Geburten-Raten, aber Blut- und Rassenwahn.

Beruflich

Lehrkräfte werden zu Beginn alle zwei Jahre von ihrem Schulleiter beurteilt, und wer traut sich dabei, offen in einer Schule aufzutreten? Nur sehr aufgeschlossene und modern eingestellte Betriebe und Unternehmen sind auf den Sticks & Stones Berufsmessen und den CSD vertreten

CSD Christopher Street war keine Party, sondern ein Aufstand: Tunten aller Couleur und Handtaschen in New York gegen Kneipen-Mafia-Korruption und Polizei-Razzien-Willkür https://lustpaedagogik.blogspot.com/2021/02/175-die-geschichte-der-angste-der-liebe.html

Kriminalisierung

Anschaffen, Armuts-Prostitution, Strich, oft mit Alkohol oder Drogen verbunden, und der Rückweg in eine berufliche Ausbildung und Existenz waren früher von den Freiern und Gönnern abhängig, bevor es die soziale Arbeit dazu gab: www.marikas.de

Treffpunkte

Klappen und Parks gab es bei allen Bahnhöfen, zwischen Fluss und Opernhäusern, Theatern, die Schließung, Privatisierung und Vermarktung verschiebt - wo hin?

1995 in München: 


Wohnung und Nachbarschaft

fordern zur Vorsicht heraus: Anonymes Wohnen oder ist offenes Auftreten möglich? Was wissen wir vom Tratsch im Hintergrund und wann oder wie werden wir davon unabhängig? Manchmal ist die ländliche Umgebung inzwischen lockerer als so manche fromme Kleinstadt ...

 

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